Eine persönliches Schicksal wird zu großer Kunst
In fast 20 Jahren Haftzeit unter der kommunistischen Diktatur Vietnams schreibt Hong Ans Vater eine Textsammlung mit dem Titel „the hell is real“. Kaum jemand in Deutschland kann sich vorstellen, was es bedeutet, in einem Gefängnis dieser Art festgehalten zu werden.
Die Texte dokumentieren nicht nur das Gefängnisleben, sondern verarbeiten die Haftzeit aus theologischer und philosophischer Sicht. Die Texte durften nicht veröffentlicht werden, die unmenschlichen Erlebnisse, Geschichten der menschenunwürdigen Situation sterben mit den Häftlingen, geraten in Vergessenheit.
Das Ensemble Remembered Resonance führt sein Publikum in drei Konzertteilen durch die Hölle.
So vergeht Tag für Tag mit neuen Schrecken und dem formulierten Wunsch nach Trost und der vermissten Intimität.
Im Quartett setzen die vier Sänger den Kontrast zu den Texten aus „the hell is real“ mit Bachs beständiger, unumstößlicher, protestantischer Musik. Die Choräle erzählen von heimlichem Glaube und Hoffnung im Verborgenen. Die neue Musik von Samir Odeh-Tamimi, Christian Mason und Martin Christoph Redel greift die erschreckenden Gefühle wie die Furcht vor Entdeckung und die lähmend, langsam dahinschreitende Zeit auf. Eine Mahnung nicht zu Vergessen, nicht über Unrecht zu schweigen, Bezug zu nehmen zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Geschehnissen. In Gleichzeitigkeit existieren die schmerzhafte Erinnerung auf der Leinwand, der hoffnungsvolle Ausblick von Ruhe aus weiter Ferne und das nicht zu ertragende Hier und Jetzt, bevor ein kindlicher Blick auf diese Geschichte den Musikern und Zuschauern den Rückweg aus der Hölle leitet.
Das Publikum wird von den sechs jungen Künstlern durch die Sorge um die Zukunft, das Ausharren in der Zelle und die Stille danach geführt.
Zitat: „the hell is real“
In den Zellen gibt es nur eine kleine Lüftungsöffnung und dort wird täglich das Essen hineingeworfen.
Die Taschenlampe in der Zelle ist das einzige Licht.
Das Zeitgefühl ist gestört.
Es war der vierte Tag.
Ausgezeichnet beim Hugo 2020 2. Platz
Im Rahmen der Vorbereitung für D-Bü 2020 habe ich das Projekt leider abgeben müssen und bin seitdem nicht an möglichen Aufführungen beteiligt.